Pressemitteilung
Carossa-Villa: Bitte schnell sein!
ÖDP-Rundgang in Rittsteig zeigt zahlreiche einmalige Chancen für die Stadtteilentwicklung.
Die Fabrikstraße soll für Fußgänger und Radfahrer erhalten bleiben, meinen (von links): die stellvertretende ÖDP-Kreisvorsitzende Ronja Zöls-Biber, Stadtrat Paul Kastner, Stadtheimatpfleger Dr. Herbert Wurster, Dorothee Günaltay und Gottfried Brunner von der IG Lärmschutz-Passau-West sowie Stadtrat Urban Mangold. Foto: Biber.
Warum die Stadt Passau so schnell wie möglich mit dem Bayerischen Naturschutzfonds Kontakt aufnehmen sollte, wurde bei einem Rundgang um die Hans-Carossa-Villa deutlich, zu dem Ronja Zöls-Biber, stellvertretende Kreisvorsitzende der Passauer ÖDP eingeladen hatte. Die Stiftung des öffentlichen Rechts hat das Kampmann-Erbe inklusive 150 Hektar Flächen und mehrerer Immobilien angetreten. „Eine Zusammenarbeit der Stadt mit dem Bayerischen Naturschutzfonds würde enorme Entwicklungsmöglichkeiten für den Passauer Westen bieten!“, sagt Ronja Zöls-Biber. „Zu lange darf man sich allerdings mit der Kontaktaufnahmen nicht Zeit lassen – es gibt hier sicherlich von mehreren Seiten Interessen – sei es von Unternehmen oder privaten Investoren.“ Bereits im Juni hatte daher die ÖDP einen Stadtratsantrag gestellt, laut welchem die Stadt dem Erben eine Zusammenarbeit anbieten solle.
Ein Haus im Wald
Am Rundgang nahmen Fraktions- und Kreisvorstandsmitglieder, Stadtheimatpfleger Dr. Herbert Wurster, Gottfried Brunner von der IG Lärmschutz Passau West und weitere Interessierte teil. Die Begehung führte zum verlassenen Waldhaus im Rittsteiger Wald, wo Hans Carossa mit seiner zweiten Frau Hedwig Kerber gelebt und auch prominente Gäste wie Alfred Kubin empfangen hat. Seit Jahren verfällt das schön gelegene Häuschen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine Nutzung dafür gefunden werden könnte“, sagte Stadtrat Paul Kastner. Bewirtschaftung, Ausstellungsraum, Ort für Vereine – vieles sei möglich, „vielleicht auch nur die Aufstellung von ein paar Picknicktischen im Garten – so was fehlt im Rittsteiger Wald ohnehin“, fügte Ronja Zöls-Biber hinzu.
Natur und Kultur in der Villa
Für die Hans-Carossa-Villa selbst als „Filetstück“ des Immobilien-Erbes hatte die Rittsteigerin bereits den Vorschlag eines Natur- und Kulturzentrums gemacht und ein entsprechendes Konzept an den Bayerischen Naturschutzfonds geschickt. „Wichtig für die Stiftung ist, dass bei jeglicher Nutzung der Naturschutzgedanke im Zentrum steht. Umweltbildung wäre sicherlich eine gute Option, gepaart mit einer Ausstellung zum Gedenken an den Dichter Hans Carossa, in dessen Werk die Natur im Übrigen ein zentrales Motiv ist“, so die Germanistin. „Dem Ehepaar Kampmann-Carossa war das Andenken an den Literaten äußerst wichtig, und es wäre in dessen Sinne, dieses in ihrem Haus zu bewahren“, ist sich Stadtheimatpfleger Dr. Herbert Wurster, der derzeit an einer Biographie über Hans Carossa arbeitet, sicher.
Neue Chance für Geh- und Radweg
Doch auch ganz pragmatische Lösungen für den Passauer Westen könnten gemeinsam mit dem Bayerischen Naturschutzfonds gefunden werden. „Der seit vielen Jahren geforderte Geh- und Radweg entlang der Alten Poststraße könnte jetzt endlich realisiert werden“, ist Ronja Zöls-Biber zuversichtlich. Hierfür könnte ein Streifen entlang des Villa-Gartens genutzt und damit auch die gefährliche Engstelle an der Hefefabrik entschärft werden. Gottfried Brunner von der IG Lärmschutz West sieht ebenfalls ganz neue Chancen für den längst überfälligen Weg.
Eine weitere mögliche Verbesserung: die frühere Straße direkt an der Villa, die Alte Post- und Carossa-Straße verbindet, wieder für Fußgänger und Radfahrer freizugeben. „Das wäre eine attraktive Optimierung des Rad- und Fußverkehrskonzepts und müsste durch Gespräche leicht zu erreichen sein“, sagte Urban Mangold.
Fabrikstraße: öffentliche Umwidmung?
Überdies begutachtete die Gruppe die Fabrikstraße, die gegenüber des Villa-Areals bis nach unten in Schalding verläuft und auf der früher einmal Waren zur Fabrik transportiert wurden. „Viele Fußgänger und Radfahrer nutzen die Fabrikstraße seit vielen Jahren, doch allmählich wächst sie immer mehr zu und wird unattraktiver. Über eine dauerhafte Nutzbarkeit würde sich sicher viele freuen“, meinte Ronja Zöls-Biber. Paul Kastner brachte hier die Möglichkeit einer öffentlichen Umwidmung ins Gespräch, wodurch eine dauerhafte Nutzung gesichert werden könnte.
Stadtratsbeschluss als erster Schritt
„Ergebnisoffen ins Gespräch gehen – das ist dringend notwendig, um viele Chancen für den Passauer Westen nicht verstreichen zu lassen“, fasste Ronja Zöls-Biber am Ende des Rundgangs zusammen. Ein entsprechender Stadtratsbeschluss sei hierfür ein erster Schritt.
Das Waldhaus früher - aus dem Buch: Eva Kampmann-Carossa: Hans Carossa. Leben und Werk in Text und Bildern. Frankfurt am Main, Leipzig 1993.